Skurrile Komödie
Im B-Movie hat morgen "Wer hat Angst vorm schwarzen
Mann" Premiere
"Es war einmal ein Künstler, der auszog, in der Natur sich selbst
zu finden." Und versprochen ist eine Legende, da gehts ja immer um
Heilige. Oje. Da läuft doch vor Auge und Ohr tatsächlich ein
Stummfilm mit Ton ab. Der einarmige Künstler hüpft durchs Bild wie
dazumal Theaterschauspieler, die sich vor der Kamera noch nicht so
recht zu benehmen wussten, Schrifttafeln teilen mit, was er so von
den Wonnen der Natur hält, dazu Vogelgezwitscher und, damit es nicht
allzu beschaulich wird, Flugzeuge und ein auf der Gitarre gespieltes
dramatisches Grundmotiv, das Ennio Morricone kaum besser hätte
komponieren können.
Würde Wer hat Angst vorm schwarzen Mann, ein Film von H.
W. Müller, nicht auf jedem seiner Meter durch etwas irritieren, die
ZuschauerInnen müssten denken, hier habe nur das Team seinen Spaß
gehabt. Doch spätestens, wenn der Bauer, dem der Künstler das Leben
gerettet hat und dessen Familie ihn daraufhin aufnimmt, sich um die
Fleischpreise sorgt und ausruft "Oh, Brüssel, du hast mich
verraten!", verflüchtigt sich die Empörung.
Wie verlogen die Suche des Künstlers ist, daran gemahnt seine
allenthalben gezückte Kreditkarte oder ein Schreiben vom Sozialamt.
Und es dauert nicht lang, da entpuppt er sich als der böse schwarze
Mann, vor dem schon zu Beginn der Geschichte zwei kleine
Bauernmädchen schreiend davongelaufen sind.
Es ist kaum übertrieben zu sagen, H. W. Müller verwalte hier das
Erbe Buñuels, und das nicht mal unwürdig: mit seinem Surrealismus,
seinem beißenden Humor und seiner Nähe zu drängenden aktuellen
Fragen. Und Bayern gibt wirklich nicht die schlechteste Kulisse ab
für solche Reminiszenzen.
Christiane Müller-Lobeck
Premiere (in Anwesenheit des Regisseurs): morgen, 19.30 Uhr +
21.30 Uhr, B-Movie
taz Hamburg Nr. 6415 vom 5.4.2001, Seite 23, 27
Kommentar, Christiane Müller-Lobeck, Rezension
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